GARTENLAND - GESCHICHTEN

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Antje und unsere stacheligen Gesellen....

in unserem ersten Gartensommer beschlossen wir in unserem Urlaub im Garten zu wohnen.
Das Wetter war bombig und es war einfach wundervoll bis tief in die Nacht vor unserer Laube zu sitzen,
ein wenig Musik zu hören, uns zu unterhalten und zu lauschen, wer sich so nächtens alles in unserem
Garten herumtreibt.
In der ersten Nacht entdeckte ich plötzlich einen kleinen Schatten, der die Gartenwege entlang durch unsere
Gefilde lief. Neugierig schlich ich näher bereits einen bestimmten Verdacht hegend und richtig, sobald ich
nahe genug war rollte sich der Schatten zu einer Kugel zusammen und stellte sein Stachelfell nach aussen.
Meine Neugier war befriedigt und ich ging zurück zu unserer Laube.
"Da hinten ist ein kleiner stacheliger Besucher."
"Wo?"
"Na da hinten neben dem Kürbishochbeet."
Sofort machte sich Antje akribisch auf die Suche, Kommentare wie "der ist sicher längst abgehauen" missachtend.
Nach ein paar Minuten kam dann meine Holde zurück - auf dem Arm den Igel und oh Wunder, der gar nicht so kleine
Brocken saß ausgerollt in ihrer Armbeuge und beschnupperte ihre Hand, leckte ein wenig daran und schien sich
richtiggehend wohl zu fühlen.
Natürlich hat das Tier Hunger - was fressen Igel?
Also Schnecken? Würmer? Raupen? Maden?
Nichts war verfügbar.
Katzenfutter - ich hatte mal was über Katzenfutter und Igel gelesen.
Aber - Katzenfutter war ebenfalls "aus".
Nüsse? Fressen Igel Erdnüsse?
Für die Verpflegung unserer gefiederten Freunde hatten wir uns einen 25 Kg-Sack Erdnüsse gekauft.
Gesagt - getan, die Erdnüsse kamen in eine kleine Schale, daneben wurde eine zweite Schale gestellt
(Milch? KEINE MILCH! Das hab' ich gelesen! KEINE MILCH! Also Wasser.) und der "Dicke" wurde Schnauze
voraus direkt vor die Schalen gesetzt.
Ganz ohne Hast oder auch nur den Anschein eines Fluchtversuches schnupperte Mecki zunächst an der Wasserschale,
widmete sich dann den Erdnüssen zu - schnupperte - und das nächste was man hörte waren kleine Schmatzgeräusche.
Igel mögen Erdnüsse!

Selbstverständlich wurde jetzt jeden Abend die Futterstelle neu gefüllt und schon voller Spannung darauf gewartet,
ob sich noch einer der kleinen Stachler sehen läßt.
Am nächsten Abend (Antje war schon ein wenig enttäuscht) dauerte etwas länger - bis zu dem Augenblick, an dem wir
zwischen unseren Kräuterbeeten (der Durchgang dort ist vielleicht einen Fuß breit) lautes Gezecke hörten.
Taschenlampe an und nachgeschaut!
"Robin Hood" und "Little John" standen sich gegenüber und keiner wollte den Weg frei geben, sondern meckerte jeweils
den anderen voll. Wir, die Riesen mit der hellen Sonne in der Hand wurden vollkommen ignoriert.
Beide hatten ungefähr die gleiche Größe und so überließen wir es ihnen den Zwist unter sich auszumachen.
Kurz darauf tauchte zunächst der eine, dann der andere an der Futterstelle auf und beide machten sich über die
Erdnüsse her.
Folgerung 1: Die Sache mit dem leicht zu bekommenden Futter hatte sich herumgesprochen!
Folgerung 2: Man zeckt sich zwar an, frisst aber dann gemeinsam - ist ja genug vorhanden!
Ich möchte es an dieser Stelle mal abkürzen: Es HATTE sich in Igelkreisen herumgesprochen!
In einer der folgenden Nächte haben wir mal mitgezählt und kamen bis wir beide zu müde waren um weiter
aufzupassen auf 28 (in Worten: achtundzwanzig) stachelige Besucher unterschiedlicher Größe!!!
Ich geben zu, einige könnten sich vielleicht zwei oder dreimal angestellt haben!

Das Igel aber nicht immer die kleinen freundlichen Kerlchen sind, wie wir sie uns vorstellen hat sich dann in einer
weiteren Nacht herausgestellt.
Wie immer waren die Näpfchen aufgefüllt und es dauerte auch nicht lange, bis sich der erste einfand.
Zunächst kam ein ganz k,leiner Kerl daher und machte sich gierig über das Futter her. Kurz darauf erschien ein für
Igelverhältnisse echter Riese (soweit ich das beurteilen kann) und ging unverzüglich, ohne Vorwarnung auf den Kleinen
los. Nahm Anlauf, und kurz vor dem Zwerg senkte er den Kopf und rammte in mit voller Wucht von der Schüssel weg.
Wir waren zunächst echt erstaunt.
Aber damit nicht genug!
Er ließ dem Kleinen, obwohl dieser versuchte sich aus dem Staub zu machen keine Chance sich zu verpieseln.
Immer wieder trieb er ihn gegen eine Truhe, die ich gerade für Antje wieder aufbereiten wollte und die deshalb draussen
stand und rammte ihn dagegen. Versuchte sich der Zwergi aus dem Staub zu machen, versperrte ihm Goliath den
Weg und rammte ihn erneut.
ABER NICHT MIR ANTJE!
Natur mag Natur sein, aber Groß gegen Klein ist und bleibt unfair!
Antje schnappte sich den Kleinen Stachler und setze ihn ein wenig weiter weg.
Dies schien aber den Raufbold in keiner Weise zu interessieren - er rannte umgehend auf den Kleinen zu, nahm den
Kopf herunter und verpasste ihm erneut eine "Kopfnuss"!
Was zuviel ist, ist zuviel (insbesonders für Antje)!
In Antjes Teil der "Garten-Natur" gelten Regeln.
Wer stänkert fliegt, oder wird aus dem Verkehr gezogen!
Sie schnappte sich also den Raufbold, hob ihn hoch, beugte sich vor und setzte ihn mit den Worten
"Na? Was machste jetzt?" auf unseren Tisch.

An dieser Stelle muss ich die gerade eben entstandene Situation und die damit verbundenen Gegebenheiten
ein wenig genauer erklären!

Antje besitzt, um es nonchalant auszudrücken "nicht wenig" Oberweite. Der Rüpel-Igel sitzt nun Schnauze voraus
ihr zugewandt auf dem Tisch

Was nun passierte war folgendes:
Nach der Ansprache "Na? Was machste jetzt?"
(und ich denke Antje war sich ihrer Größe in Relation zu dem, wenn auch "großen" so doch "relativ" gesehenen
Winzling durchaus bewusst)
drehte sich der Kerl um und machte ein paar seiner kleinen Trippelschritte auf das andere Ende des Tisches zu.
Dann machte er kehrt, nahm quasi "Anlauf" und rannte auf Antje zu.
Kurz vor Antjes Busen, der teilweise auf dem Tisch ruhte, nahm er den Kopf herunter und ......
RUMMS .... rammte sein kleines stacheliges Haupt voll in Ihren Busento!!!

A) Niemand hat sicherlich gewußt, dass Igel so schnell sein können!
B) Niemand hat sicherlich gewußt, dass Igel so streitsüchtig sind!
C) Niemand hat sicherlich gewußt, dass Igel auch vermeintliche "Feinde" attackieren, die um ein 100-faches größer sind.

Antje war vollkommen perplex - und nachdem wir uns (ich weiß gar nicht mehr WIE lange es gedauert hat) gefangen
hatten sind wir in schallendes Gelächter ausgebrochen.

Danach hat Antje den Streithammel geschnappt und ihm für die Nacht einen "Platzverweis" erteilt -
sprich: Ihn aus dem Garten getragen und an den Bach vor unserer Anlage gesetzt (als Kugel übrigens) immer noch
lachend.

Die Attacke haben wir zunächst einmal begutachtet - irgendwie sah die rechte Seite aus wie ein "Nadelkissen"
nachdem man alle Stecknadeln entfernt hatte und das durch das T-Shirt.

Hätten wir es nicht selbst erlebt, wir würden  es sicherlich nicht glauben!